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Buchbesprechung: Prof Dr. Miroslaw Mietus : Postsendungen von den preußischen Wetterstationen auf dem Gebiet des heutigen Polens. Großpolen 1919 – 1920, von Stefan Petriuk |
Diese waren u.a. ausgestattet mit Messgeräten für die Höhe des Niederschlags. Außer-dem waren die Beschäftigten bei diesen Stationen mit der Beobachtung des Wetters und mit allem, was damit zusammenhängt, beschäftigt. Die Höhe der Niederschläge und andere Daten wurden auf extra dafür angefertigten Vordrucken, welche die Größe einer Postkarte hatten, notiert und zu jedem Monatsende an das Königlich Meteorologische Institut in Berlin geschickt. Für diese Tätigkeit hat dann der Beschäftigte aus Berlin eine geringe Entlohnung erhalten. Diese Postsendungen waren durch eine Anordnung der Deutschen Reichspost bis Anfang April 1920 portofrei, was auch von der polnischen Post toleriert wurde. Nachdem die Portofreiheit ab 15.April 1920 für diese Postsendungen aufgehoben worden war, haben die Postämter in Großpolen das fehlende bzw. ungenügende Porto auf den vorgedruckten Karten vermerkt, mit einem Tagesstempel abgestempelt und nach Berlin weiter geschickt. Etwa ab Mitte 1920 wurden diese Vordruckarten aus bisher nicht geklärten Gründen mit deutschen „Dienstmarken“ frankiert, die dann die Polnische Post in Großpolen mit Nachporto belegte. Der Grund für die Anwendung der deutschen Dienstmarken in Großpolen (Polen) ist bis heute nicht geklärt. Einige Dutzend solcher Karten sind bis heute erhalten geblieben. Da die meteorologischen Berichte während des Großpolnischen Aufstandes anschließend nach dem Waffenstillstandsabkommen von Trier bis hin zur Unterzeichnung des Versailler Vertrages und auch während des Anschlusses von Großpolen an die Republik Polen ununterbrochen nach Berlin verschickt wurden, stellen diese eine enorme Quelle an Wissen über die Wetterverhältnisse für die für Polen wichtige Zeitperiode dar. Gleichzeit sind diese echt gelaufenen Vordruckkarten einmalige historische Dokumente. Der Autor hat sehr detailliert 58 solche Wetterstationen beschrieben, die während des Großpolnischen Aufstandes auf dem Gebiet von Großpolen an allen Fronten tätig waren. Auf diesen Postsendungen befinden sich sowohl polnische als auch deutsche, zivile oder militärische Postzensuren, darunter auch handschriftliche Informationen über die Zurückhaltung einer Sendung wegen des Ausnahmezustandes oder Vermerke über das Nachporto u.v.m. Die vorliegenden Postsendungen zeigen mehrfach die damals komplizierten Postwege vom Absender zum Empfänger auf. Die Mehrzahl dieser Postsendungen wurde oft doppelt durch die polnische Verwaltung zensiert: einmal am Aufgabeort oder in der entsprechenden Kreisstadt und ein weiteres Mal in Poznan. Die vorhandenen Stempel über die Zurückhaltung einer Postsendung sind sowohl in Polnisch als auch in Deutsch verfasst. Es gibt einige Karten, die direkt bei der Bahnpost aufgegeben wurden, was zuvor bis zu dem Aufstandsausbruch in vielen Orten eine gängige Art der Postaufgabe war. Durch die Vordruckkarten kann man auch das allmähliche Polonisieren der Postverwaltung in Großpolen anhand der Anwendungszeit der einzelnen Zensur-stempel beobachten. Die auf den Karten erhaltenen Berichte machen es möglich, das Wettergeschehen im Aufstandsgebiet kontinuierlich zu erfassen. Daher stellen diese Vordruckkarten eine historische Quelle dar. Der Autor schreibt, dass diese Wetterstationen für den deutschen meteorologischen Dienst in Berlin sogar bis in das Jahr 1923 gearbeitet haben. Das Buch enthält 318 Seiten und ist in 6 Kapiteln unterteilt. Im ersten Kapitel „Einführung durch den Autor“ wird der geschichtliche Verlauf in jener Zeit in Großpolen beschrieben. Der Autor nennt darin die bekannte Literatur über der Geschichte der meteorologischen Beobachtung und beschreibt die postalische Entwicklung in Großpolen zu Beginn des 20.Jh. Im zweiten Kapitel werden das Netz und die Organisation der meteorologischen Stationen im hier genannten Gebiet dargestellt. Es wird auch über die Form der Meldungen sowohl im preußischen als auch russischen und österreichischen Besetzungsgebiet geschrieben. Im dritten Kapitel zeigt der Autor die verschiedenen Vordruckkarten-Typen, die in Großpolen in den Jahren 1919-1920 verwendet wurden. Das vierte Kapitel ist am umfangreichsten ausgebaut. Darin sind in standardisierte Form die Messdaten der einzelnen Standorte und die Aufgabepostorte genannt sowie die wichtigsten postalischen und nicht postalischen Merkmale für jede Postsendung enthalten. Für jede Wetterstation ist gleichzeitig eine echt gelaufene Vordruckkarte mit allen dazu gehörenden Vermerken und Stempeln abgebildet. Im nächsten Kapitel versucht der Autor anhand der Vordruckkarten den Wetterverlauf in jener Zeit nachvollzuziehen. Das Buch enthält eine große Anzahl von hochwertigen farbigen Abbildungen. Das Buch hat ein Hardcover, 317 Seiten, ist polnisch und englisch geschrieben, wobei der Text beider Sprachen weitgehend auf einer Seite nebeneinander geschrieben steht. Ich kann allen, die sich besonders für die deutsch-polnische Geschichte, insbesondere für die Zeit 1919 – 1920 interessierten, dieses Buch sehr empfehlen. Mit diesem Buch wird eine weitere postalische Lücke der polnisch-deutschen Postgeschichte geschlossen. Am Ende des Buches gibt der Autor den Hinweis, das Interessierte sich direkt an ich wenden möchten: mmietus@gmail.com |