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Buchvorstellung: Stefan Petriuk, Die niederschlesischen Gutsherrschaften Kolzig und Kontopp |
Ausgabe 2016, Hardcover, 590 Seiten, über 100 farbige Abbildungen, dazu zahlreiche Mappen, Karten und Skizzen. Das Buch ist in einem in Polnisch und Deutsch geschrieben. Im Buch ist eingehend die Postgeschichte der Postämter Kolzig / Kolsko und Kontopp / Konotop beschrieben, dazu sind zahlreiche Postbelege und Poststempel in Farbe abgebildet. Fragen bitte an den Autor richten: Stefan Petriuk, Neue Strasse 3, 24977 Langballigholz, Petriuk@t-online.de
Vom Autor: Im polnischen Uscie, welches bis Anfang 1945 deutsch war und Alt und Neu Tepperbuden geheißen hat, ist der Autor dieses Buches 1949 geboren. Im ehemals deutschen Nachbardorf Glashütte, welches seit 1945 Tatarki heißt, war meine Mutter 1927 geboren und hat dort ihre Kindheit verbracht. Nicht nur ich war auf die Geschichte meiner Geburtsheimat neugierig. Das Interesse im heutigen Polen an der lokalen Geschichte wächst immer weiter. Es ist nicht so, dass es keine geschichtlichen Beiträge gibt, das Problem besteht vielmehr darin, dass die vorhandene Literatur sich immer nur mit Teilaspekten der Geschichte beschäftigt und die Beiträge nirgends bibliographisch erfasst worden sind. Ein weiteres, großes Problem stellt die Sprache dar. Viele Beiträge wurden bereits von deutscher Seite verfasst, die aber die neueren polnischen Artikel nicht berücksichtigen, da es den Autoren an der Sprachkenntnis des Polnischen mangelt. Dasselbe gilt für polnische Autoren, denen die deutsche Literatur unzugänglich bleibt. Aus diesen Gründen liegt das vorliegende Buch zweisprachig vor. Jeder Beitrag wurde auf Deutsch und auf Polnisch verfasst. Das vorliegende Buch berichtet von einer kleinen, wenig bekannten Gemeinde mit den Hauptdörfern Kolzig und Kontopp (polnisch Kolsko – Konotop), die jahrhundertelang im polnisch-deutschen Grenzgebiet auf deutscher Seite lag und deren Geschichte bemerkenswerte Aufschlüsse über Freud und Leid von Menschen bringt, die eine örtliche Gemeinschaft eigener Art bildeten. Sie erlebten und erlitten die aus den sprachlichen, völkischen und religiösen Verschiedenheiten erwachsenen Spannungen im kleineren wie im größeren Bereich. Deshalb vermittelt die Geschichte der heutigen Gemeinde Kolsko (wie der Ort heute in Polnisch heißt) mit den dazu gehörenden Schulzendörfen Alt- und Neu Tepperbuden (Uscie), Grünwald (Jesiona), Jeschane (Jesionka),Kontopp (Konotop), Lipke (Lipka), Mesche (Mesze), Otterstädt (Tyrszeliny), Schlabrendorf (Slawocin) und seinem Umland ein beispielhaftes Bild von lokalen und regionalen Lebensverhältnissen und Ereig-nissen einer Gemeinde, dessen Entstehung und Entwicklung nicht wenig zum beider-seitigen Verständnis zweier benachbarter Völker beiträgt. Zudem berichte ich in diesem Buch zusätzlich über das Dorf Kreutz, welches bis 1945 kurz hinter dem Dorf Ottestädt (Tyrszeliny) in Richtung Schwenten (Swietno) sich be-fand. Die Bewohner von Kreutz (Krzyz) hatten enge Beziehungen nach Kolzig (Kolsko) und Schlabrendorf (Slawocim). Nach 1945 wurde das Dorf auf Anordnung der pol-nischen Behörden nach und nach, bis auf zwei Häuser, komplett abgetragen. Mit die-sem Beitrag zum Dorf Kreutz möchte ich vermeiden, dass dieses Dorf in Vergessenheit gerät. Eine dauerhaft gute Nachbarschaft zwischen Polen und Deutschen setzt eine gründliche Kenntnis der Geschichte beider Völker voraus. Eine vorzügliche Hilfe hierfür bietet ein Einblick in Ursprung und Entwicklung von engeren, lokalen Nachbarschaften und die unmittelbare Begegnung von Menschen im Laufe der Zeit. Davon weiß dieses Buch anschaulich zu berichten und stellt deshalb mehr dar, als eine Ortschronik. Der Leser wird sich sicherlich sofort fragen, ob die Geschichtsdarstellung nun eine deutsche oder eine polnische Sicht darstellt. Diese Frage kann man ganz klar damit beantworten, dass der Autor bewusst versucht, eine neutrale Position einzunehmen. Objektivität ist eine Hauptforderung der Geschichtswissenschaft. Es ist natürlich klar, dass dies sehr schwierig zu erreichen ist, denn es sind schließlich Menschen mit ihrer subjektiven Sicht der Dinge, die ein Buch schreiben. Dennoch soll an dieser Stelle betont werden, dass es hier um die sachlichen Fakten geht und nicht um eine einseitige Darstellung.
Die deutsche und polnische Geschichtsschreibung der letzten beiden
Jahrhunderte ist stets von der Politik einseitig eingefärbt worden, um
nicht zu sagen, dass in ihr ein erschreckender Anteil von Propaganda
steckt. Diese einseitige Sicht soll in dem vor-liegenden Buch nicht
wiederholt werden, denn die Gemeinde Kolzig war eine Grenz-gemeinde zu
Polen mit deutschen, auch jüdischen und polnischen Einflüssen.
Dementsprechend soll die ganze Wahrheit genannt werden, auch wenn sie
zum Teil dem bekannten Wissen widerspricht. Es gilt daher alles darzustellen, denn nur ein Volk, das sich zu seiner Vergangenheit bekennt, hat eine Zukunft und wird aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Wer seine Vergangenheit nicht kennt oder leugnet, der neigt dazu – wie die Geschichte zeigt – die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Es hat eine gemeinsame Geschichte von Deutschen, auch Juden und Polen in der Gemeinde Kolzig gegeben, und sie alle waren treue Untertanen der böhmischen und später der preußischen Könige. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts haben sich im Zeitalter des Nationalismus die Gegensätze immer weiter hochgeschaukelt, die letztendlich in einer großen Katastrophe – für alle drei genannten Völker – endeten.
Wir stehen heute vor den Trümmern dieser Vergangenheit, deren Wunden z.
T. verheilt sind. Polen und Deutschland sind seit Jahren auf einem guten
Weg in eine neue Nachbarschaft und Zusammenarbeit. Gemeinsam wurde die
Aufnahme Polens in die NATO (12. März 1999) und in die Europäische Union
(EU) (1. Mai 2004) erreicht, und ehemalige Bewohner, die einst
verunglimpften „Flüchtlinge und Vertriebene“ und die neuen Bewohner, die
zum Teil schon in dritter Generation in ihrer neuen Heimat leben,
begegnen sich und suchen eine neue Basis der Nachbarschaft, denn sie
verbinden die gemeinsame Heimat und die gemeinsame Geschichte. Und
dieses Buch soll dazu beitragen, diese Gemeinsamkeiten bekannt zu
machen. Einen besonderen Dank richte ich an Dirk Habermann aus Bautzen. Dirk Habermann hat mir mit Rat und Tat, insbesondere beim Übertragen von Dokumenten ins Deutsche, sehr geholfen. Danken möchte ich meiner Nichte Izabela Wawrzyniak-Kurowska aus Uscie (Neu Tepperbuden) für Ihre außerordentliche und steht’s hilfsbereite Unterstützung bei den Nachforschungen für dieses Buch. Frau Aleksandra Konopka aus Warschau danke ich außerordentlich für die sehr professionelle Übersetzung des Buches ins Polnische und Prof. Dr. Julian Auleytner aus Warschau und Klaus Böhm aus Bönstrup für das Lektorat. In gleicher Weise danke ich meinem Freund Pfarrer Robert Deregowski von der katholischen Pfarrgemeinde Kolsko (Parafia rzymskokatolicka pw. Narodzenia sw. Jana Chrzciciela w Kolsku), von dem ich sehr wertvolle Hinweise für dieses Buch erhalten habe, ohne die einige Abschnitte in diesem Buch nicht geschrieben werden konnten. Ich danke dem Wójt der Gemeinde Kolsko Henryk Matysik für seine Unterstützung und die Erlaubnis die Luftbilder von der Gemeinde Kolsko in diesem Buch zu veröffentlichen. Ebenfalls danke ich dem Pfarrer Tadeusz Kulczyk von der katholischen Pfarrgemeinde Kolsko für seine Unterstützung sowie meiner Schwester Maria Wawrzyniak und ihrem Mann Zdzislaw aus Uscie bei Kolsko, die mich immer herzlichst bei meinen Forschungsreisen bei sich zu Hause aufgenommen haben. |