Ohne auf die Geschichte der Perforation näher einzugehen wird geschildert,
wie Perforation heute funktioniert, welche Besonderheiten auftreten und
wie diese zustande kommen.
Hierbei
wird auf die Unterschiede der Produktionsart der einzelnen Lieferanten eingegangen,
soweit dies für die Herstellung unveränderter Nachdrucke notwendig erscheint.
Grundsätzlich
sind vier Arten der Zähnung zu unterscheiden:
- Schleifperforation
- Kammperforation
- Stanzung (Dye-Cut)
- Kastenperforation
Die Perforation, also die Zähnung der Briefmarken, wie wir sie heute
kennen, ist gut 100 Jahre alt. Veraltete Formen, wie Linien-Zähnung, Durchstich
usw. werden außer Acht gelassen.
Die Zähnung
einer Marke ist im Sinne der Sammler ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal.
Eine Marke mit fehlender Perforation wird als ungezähnt bezeichnet und dadurch
von geschnittenen Marken unterschieden. Je nach dem also, ob die Marke vom
Postbediensteten aus einem Schalterbogen ausgeschnitten wird, oder die Druckerei
mal einen Bogen oder ein Bogenteil nicht perforiert hat.
Ganz oder
teilweise ungezähnte Briefmarken stellen die beliebteste - weil auffälligste
- Abart unter Sammlern dar. Fälschungen kommen so gut wie nicht vor, "Reparaturen"
sind leicht zu erkennen.
Zur Grundausstattung
eines jeden Sammlers zählt neben der Pinzette, Album und Katalog ein so
genannter Zähnungsschlüssel. Ohne diesen Schlüssel ist man kein Sammler.
Die Kataloge
geben international die Zähnung nach diesem Schlüssel an.
Für jede
der gebräuchlichen Zähnungsarten folgt jetzt ein Beispiel anhand dessen
die Bedeutung der Abkürzungen erklärt werden.
Grundsätzlich
werden im Katalog eine oder zwei Zahlen genannt, die jeweils angeben wie
viele Löcher auf 2 cm zu finden sind. Bei einer Zahl ist die Anzahl der
Löcher – nicht die der Zacken! – an allen Seiten gleich, bei zwei Zahlen
wird zuerst die waagerechte dann die senkrechte Anzahl angegeben. Dazwischen
steht ein Doppelpunkt (:).
Neben der
Abbildung der jeweiligen Marke nennt der Katalog eine Aufzählung der Merkmale
der Ausgabe, die Markengröße wird nicht genannt:

2005, 3.
Jan. Freimarken: Blumen (I).
Klein & Neumann; Odr. BDB, Kleinbogen (2 x 5) (B) und Rollen
(R); gez. S 14 |
Dies ist die Bezeichnung für „Sonnenblume“ und „Feldrittersporn“. Im Einzelnen
sagen die Kürzel folgendes aus:
- Freimarke > Dauerserie
- (I) > 1. Teilausgabe einer Serie
-
>
Entwurf (hier: Klein & Neumann)
- Odr. > Offsetdruck
- BDB > Bundes Druckerei Berlin
- dann wird erklärt, dass es 10er Markenbogen (B) und Rollen (R) gibt
- gez. S 14 > Schleifperforation mit 14 Löchern auf 2 cm.
2005, 3.
Jan. Archäologie in Deutschland,
E Schmidt; Odr. BSP (Klbg. 5 x 2); gez. K 13 ¾. |
- Wenn keine Bezeichnung (wie Frei-, Automatenmarke usw.) angegeben
ist, handelt es sich um ein Sonderpostwertzeichen.
-
>
Entwurf (hier Schmidt)
- BSP > Bagel Security Printing
- Klbg. (5 x 2) > 10er Markenbogen, Querformat (Hochformat hieße
2 x 5)
- gez. K 13 ¾ > Kammperforation mit 13 ¾ Löchern auf
2 cm
2004, 12.
Aug. 75. Jahrestag des Gewinns des „Blauen Bandes“ durch das Passagierschiff
„Bremen“.
Haase; Odr. WDZ, Markenheftchen (4 x 5); selbstklebend; zähnungsähnlich
gestanzt 14 |
Also hat Frau Haase den Entwurf gemacht und gedruckt hat WDZ, das WertDruckZentrum
Bonn. Interessant ist die Bezeichnung der Zähnung: zähnungsähnlich gestanzt
14.
- 14 ist wieder die Anzahl der Löcher auf 2 cm.
- Im Michel-Katalog wird der Bezug zur nassklebenden oder selbstklebenden
Marke durch einen kursiv gesetzten Verweis auf die jeweilige Katalognummer
gegeben:
- In gleicher Zeichnung: MiNr. 2417 bzw.
- In gleicher Zeichnung: MiNr. 2412
Für ein Beispiel der Kastenperforation müssen wir ein wenig zurückblättern
im Katalog: diese Art der Perforation ist stets bei Blockausgaben zu finden:
2004, 11.
März. Blockausgabe: „Klassisches Theater – 200. Jahrestag (…).
Dimanski; Odr. BSP; gez. Ks 13 ¾ |
Inzwischen können wir den Kürzelsalat deuten, nur Ks 13 ¾ fehlt uns noch.
In der
internationalen Philatelie Logik ist die Kastenperforation, abgekürzt:
Ks, eine Art der Zähnung, die an allen vier Seiten nicht an den Rand heran
reicht.
Das hierfür
verwendete Werkzeug hat wieder 13 ¾ Löcher auf unsere bekannten 2 cm.
Uns fehlt
jetzt noch ein Beispiel für unterschiedliche Zahlen waagerecht und senkrecht.
Was uns dann auch schön zu den Unterschieden der einzelnen Druckereien hinführt.
Seit Juli
1993 gibt es die Sondermarken-Serie „Bilder aus Deutschland“, mit insgesamt
21 Motiven. 20 davon sind in Berlin gedruckt und gezähnt 13¾:14. Die letzte
Marke der Serie hat Bagel gedruckt und 13:13 ½ perforiert.
Die
verwendeten Werkzeuge
Die Werkzeugherstellung
für eine Perforationsform sei es Kamm- oder Kastenperforation ist eine Investition
mit einem hohen Zeitbedarf. Es kommen tausende Stahlstifte zum Einsatz die
in gebohrte Löcher eingefügt werden. Die Löcher zur Aufnahme der Nadeln
werden in einen etwa 2 cm starken Messingblock von oben und unten gebohrt.
Beide Seiten sind erforderlich, weil die Nadel absolut passen müssen: einerseits
müssen sie herausgezogen werden können, andererseits dürfen sie nie beim
Perforieren herausfallen, sich verkanten und so einen Nadelbruch verursachen.
Die Lebensdauer
der Werkzeuge - nicht der Nadeln - ist lang. Die Nadeln werden regelmäßig
geschliffen, die Stanzform bleibt.
Grundsätzlich
soll Loch und Zacken eines Markenrandes etwa gleich sein. Die Nadeln haben
einen Durchmesser von 0,9 mm. Lässt sich die Höhe oder die Breite einer
Marke nicht restlos durch 0,9 teilen, muss ein Ausgleich geschaffen werden.
Dabei wird darauf geachtet, dass alle Zacken gleichmäßig werden. Bei deutschen
Briefmarken liegt die Zahl fast immer zwischen 12 ½ und unter 15.
Die Entscheidung
ein Loch mehr oder weniger auf 2 cm bohren zu lassen, ist kaum rational
erklärbar, wenn man bei der irgendwann gefallenen Entscheidung nicht dabei
war.
… Und selbst
dann …
Die Werkzeuge
hier sind bei den Briefmarken-Druckereien in der Regel vorhanden und werden
eingesetzt, ohne über die Zahl der Löcher nachzudenken.
Es ist
auch wenig Wissen über die Zusammenhänge erhalten geblieben. Eine der wenigen
Druckereien in Europa, die Perforationswerkzeuge (auch Zylinder für die
Schleifperforation) selbst herstellen ist Joh. Enschede: und braucht für
einen Zylinder ca. drei Monate, um nur ein Beispiel zu geben.
Auch die
Herstellung eines neuen Perforationswerkzeugs beim letzten verbliebenen
Hersteller von Perforationsautomaten, der Fa. Bickel, liegt der Produktionszeitraum
ähnlich.
Jede Druckerei
wird also alles daran setzen, mit vorhandenen Werkzeugen zu produzieren
und es gibt vorwiegend historische Gründe, wie es zu der Anzahl der Nadel,
damit der Löcher und der Zacken kommt.
Eine nicht
zu unterschätzende, viel Zeit und Geld sparende Kunst besteht im sog. „Nadelnziehen“.
Aus dem Perforationsapparat einer ganz normalen Briefmarke kann durch das
Herausziehen der richtigen Nadeln, ein Apparat für eine Blockausgabe entstehen
oder Markengröße V schnell Doppelt V gemacht werden. Ein Apparat mit gebohrten
Löchern mit einem Reihenabstand von 5 mm, erlaubt Marken in 5 mm Schritten
in allen Sondergrößen (z.B. „Markgräfliches Opernhaus Bayreuth“ von 1998).
Kleine
Lieblinge der Sammler
Gern gesammelt
werden Besonderheiten der Perforation, wie sie z. B. in älteren Markenheftchen
zu finden sind: einseitig ungezähnte Marken. Auch beliebt als senkrechte
Pärchen, zwei Marken hängen, nur durch eine Zähnung getrennt zusammen, eine
ist oben die andere unten jeweils einseitig ungezähnt. Bei nass klebenden
Heftchen fehlt - gewollt - die Perforation oben und unten, eigentlich aus
produktionstechnischen Gründen.
Die schwedische
Post hat dies auf die Spitze getrieben: bildgleiche Dauermarken gibt es
als Bogenmarken, 4-seitig gezähnt, Rollenmarken, 2-seitig und in Heftchen
3-seitig mal oben, mal unten ungezähnt.
Unterschiede
zwischen den Druckereien und deren Auswirkungen
Wir haben
gesehen, dass in den Druckereien unterschiedliche Perforationsapparate vorhanden
sind. Solange es nur eine Druckerei gibt, die ein bestimmtes Postwertzeichen
herstellt, ergibt sich hieraus nur eine Bemerkung im Katalog, sonst nichts.
Auf
gleiches Perforationsmaß bei zeichnungsähnlichen Marken z. B. „ROTER SAND“
in allen Ausführungen:
- nass klebend (Bagel) 13 ¾
- selbstklebend in Boxen (BDB) 10 ¼
- selbstklebend in Marken-Set (WDZ)
muss nicht geachtet werden.
(Das Zähnungsmaß
aus Bonn ist noch nicht bekannt. Muster sind noch nicht eingegangen, wohl
aber die ersten Anfragen. Vor dem Ersttag aus Lieferung an „Soforter“.)
Normale
Sammler, die nach Vordruckalbum sammeln, werden die gummierte und eine selbstklebende
in ihre Sammlung aufnehmen. Ein anderer Teil wird die Marken aus der Box
als 5er Streifen sowie ein ganzes Heft sammeln und sich freuen, dass er
die Herkunft der gestempelten Marken anhand der unterschiedlichen Zähnung
nachvollziehen kann.
Ähnlich
verhält es sich mit den diversen „Rosengrüßen“. Sie sind in folgenden Formen
bekannt:
- gummiert, Berlin, S 13:13 ½
- selbstklebend, Berlin + Bonn, gestanzt 10:10 ¼ und
- selbstklebend, BSP, gestanzt 10:10 ¼, aus „Blumengruß“
allerdings sind innerhalb der Auflagen Unterschiede aufgetreten, die
besser vermieden worden wären:
Die Auflage
des WertDruckZentrum hat einen anderen Rasterwinkel: 15°/75° statt 45°/45°
und die Anzahl im Rücken gestanzten Schlitze ist unterschiedlich: in Bonn
wurde ohne, später mit 19 und mit 52 Schlitzen gearbeitet.
Auch der
Stand des Markenbildes zum gestanzten Rand ist unterschiedlich ausgefallen:
die Wertziffer „55“ ist unten in der Bonner Auflage leicht angeschnitten,
bei der Berliner gut lesbar. Die Unterschiede sind für normale Sammler völlig
ohne Belang, Spezialisten und Abartensammler sind jedoch sehr entzückt.
Zusammengefasst
kann gesagt werden, dass für die Pflege des Sammlermarktes – auch den der
Spezialisten – vor allem wichtig ist, nicht zu viele Unterschiede in Rasterung
und Rückenschlitzperforation zuzulassen, gänzlich ohne Unterschiede würde
das Sammelgebiet eher an Attraktivität verlieren.
Kleiner
Ausflug in die Technik
Kamm- und
Kastenperforation werden so vorgenommen, dass jeweils 8 Druckbogen über‑einander
liegend gleichzeitig im Takt über die gesamte Bogenbreite perforiert werden.
Diese Perforationsart verhindert ungleichmäßig verlaufende Ecken.
Bei der
Schleifperforation kommt ein nadelbesetzter Zylinder zum Einsatz. Über diesen
wird die Papierbahn geführt, die Nadeln drücken sich durch das Papier und
werden von der Rückseite geschliffen. Die so erzeugten Löcher sind nie so
scharf begrenzt wie bei der Kammperforation, kleben aber nicht zusammen
und lassen sich leichter reißen.
Die Stanzung
erzeugt ein Bild, das einer Perforation ähnlich sieht, aber im eigentlichen
Sinne keine ist. Zähnung ist immer ein Hilfsmittel zum leichteren Trennen
der Marken, was bei den selbstklebenden nicht zwangsläufig gebraucht wird.
Es soll nur der Anschein „richtiger“ Briefmarken erzeugt werden – und die
haben nun mal Zacken.
Während
für alle anderen Zähnungsweiten keine Erklärung (außer vorhandenen Werkzeugen)
gegeben werden kann, gibt es für die Weite bei der Stanzung einen wichtigen
technischen Grund: wird z. B. bei Röllchen das überflüssige Material abgezogen
(nur die Marken bleiben auf der Trägerfolie) darf die Stanzung nicht zu
eng sein, sonst besteht die Gefahr, dass sich die Marken vom Träger lösen
und mit der Matrix (den Papierresten zwischen den Marken) entfernt werden.
Das englische
Wort „Dye-Cut“ bezeichnet den Vorgang präziser, es darf nur "an-"
und nicht "ausgestanzt" werden.
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