Die Philatelie und
Postgeschichte des Abstimmungsgebietes Oberschlesien sind durch die Arge
Oberschlesien in der Literatur sehr gut und detailreich er-schlossen.
Folglich bereitet beispielsweise die Bewertung oberschlesischer
Frankaturen keine prinzipiellen Schwierigkeiten. Ganz anders sah es
freilich bisher mit der Dokumentation und Bewertung der Stempel dieses
Abstimmungsgebietes aus, von denen zumindest einige sich als
ausgesprochen selten erwiesen haben. Trotz einiger
Katalogisierungsansätze in den vergangenen Jahrzehnten hat es bislang
keine wirklich systematische Aufarbeitung und Darstellung dieses Themas
gegeben, die dem Sammler, Händler und Auktionator hinreichenden
Aufschluss über die Häufigkeit und den Wert einzelner Stempel – und
damit auch über die Bewertung entsprechender Belege – hätte geben
können.
Ein
soeben erschienener Stempelkatalog Abstimmungsgebiet Oberschlesien
1920-22 von Verbandsprüfer Gunnar Gruber BPP schafft nun erstmals
wirkliche Abhilfe.
Auf
446 Seiten ist jedem Stempel-Ort in alphabetischer Reihung jeweils eine
ganze Seite gewidmet, die alle erforderlichen Informationen
übersichtlich und anschaulich präsentiert: die Stempelform (ggf. mit im
Laufe der Zeit vorge-nommenen Veränderungen oder aufgetretenen
Abnutzungserscheinungen), eine ideal klare Stempelzeichnung, die
registrierte oder maximale Verwendungsdauer, Informationen über die
verwendete Stempelfarbe und die Art und Größe der stempelführenden
Postanstalt. Hinzu kommen hilfreiche Angaben über jeden einzelnen Orte:
die Kreiszugehörigkeit, die Staatszugehörigkeit nach Abschluss der
Volksabstimmung und nicht zuletzt seine Einwohnerzahl im Jahre 1920. Aus
letzterer lässt sich auf den ersten Blick ein grober Anhalt für die
Stempel-häufigkeit gewinnen: ein kleiner Ort mit wenigen hundert
Einwohnern (etwa Gross-Kottulin mit 630 Einwohnern) wird erwartbar ein
geringeres Postauf-kommen gehabt haben als eine Stadt wie Kattowitz (mit
über 43.000 Ein-wohnern). Dies kann indessen kein alleiniges
Beurteilungskriterium sein, denn auch kleine Orte beherbergen bisweilen
große Firmen oder Philatelisten mit einem hohen Postaufkommen. Daher
muss vor all zu schnellen Schlüssen gewarnt werden.
Aus
den tatsächlich vorgefundenen Stempelhäufigkeiten ergeben sich Gunnar
Grubers Bewertungen. (1 Punkt entspricht 0,50 €) Dabei reicht die
Bewertungs-spanne von 5 bis zu 280 Punkten. Alle Stempel mit Bewertungen
von etwa 200 Punkten und mehr dürfen sicherlich als vergleichsweise
selten angesehen werden. Zudem hat Gruber auch bereits Platz für einige
Stempel vorgesehen, die theoretisch vorkommen könnten, bisher aber nicht
belegt sind. Fast alle Stempel-Orte sind zudem mit einem Ganzbeleg
illustriert, und selbst für Notizen und Ergänzungen findet der Benutzer
noch ausreichenden Raum.
Gunnar
Gruber hat mit seinem umfangreichen Katalog ein außerordentlich
nütz-liches, übersichtliches und leicht zu handhabendes Stempelinventar
erstellt, das nicht zuletzt für die Bewertung von Belegen – und darauf
kommt es uns unter Marktgesichtspunkten ja besonders an – ganz neue
Perspektiven eröffnet. Der Band kann zum Preis von 39,50 € zzgl.
Versand beim Autor selbst bezogen werden: Gunnar Gruber,
Mezgerwaidring 22, 78315 Radolfzell, Tel 07732-52412, Fax 07732-929741,
Email: GunnarGruber@t-online.de |